Rheinland-Pfalz Biwak | © Andreas Ploessl

Unterwegs am Mainzer Höhenweg

Unterwegs am Geigenkamm

21.06.2025

Am Fronleichnamstag machten sich fünf HTGler zum Orchestrieren auf ins Pitztal. Der Geigenkamm war das Ziel.
Bei bestem Wetter stiegen wir zur Rüsselsheimer Hütte auf, die ihre Sommersaison gerade erst eröffnete. Die Küche war jedoch bereits einsatzbereit, sodass es uns an nichts mangelte.

Unser erstes Ziel war die Hohe Geige – mit 3394 m ein durchaus respektabler Berg. So früh im Jahr ist es schwierig, verlässliche Informationen zu den aktuellen Verhältnissen zu erhalten. Daher nahmen wir Pickel und Steigeisen mit, entschieden uns aber gegen das Seil. Es erwarteten uns Schwierigkeiten im Bereich I–II, jedoch auf immerhin 700 Hm. Schneefelder konnten wir stets umgehen – in den frühen Morgenstunden waren sie auch noch sehr hart.

Am Gipfel bot sich uns ein Panorama wie aus dem Bilderbuch. Neben den Ötztaler und Stubaier Alpen zeigten sich Gipfel von den Dolomiten bis zur Bernina. Da wartet noch einiges auf uns! Es fiel uns schwer, den Rückweg anzutreten, doch die Aussicht auf Kaffee und Kuchen war für einige von uns dann doch ein überzeugendes Argument.

Am Samstag stand der Mainzer Höhenweg auf dem Programm. Zwei Gruppen sollen bereits bis zur Braunschweiger Hütte unterwegs gewesen sein, aber erneut fehlten verlässliche Informationen zu den Bedingungen. Aber da für uns ohnehin einen Hüttenwechsel anstand, nahmen wir einfach alles mit.
Um Viertel nach sechs ging es los – mindestens zehn Stunden Bergsteigerei lagen vor uns. Bis zum Wildmaurachjoch verlief der Weg noch auf einem gewöhnlichen Steig, danach wurde er schmaler. Unterhalb des Puitkogels erreichten wir die erste Gletscherquerung. Es ging entlang von Stahlseilen weit hinab, aber durch die noch vorhandene Firnauflage wirkte das Gelände immernoch wie ein großes Gletscherfeld. Der Firn trug meist gut, lediglich an den Übergängen zum Fels war Vorsicht geboten; doch tiefer als hüfttief brachen wir selten ein.

Unterhalb des Sonnenkogels gab es einige spannende Momente, da Steinschlag Sicherungsketten und Tritte zum Teil zerstört hatte. Kurz darauf erreichten wir bereits den Wassertalkogel (3247 m) und damit das Rheinland-Pfalz-Biwak.
Am höchsten Punkt änderte sich auch der Charakter der Tour. War der erste Abschnitt von (ehemaligen) Gletscherquerungen geprägt, so blieben wir fortan fast durchgehend oben auf dem Grat – auf Steigen bzw. leichtem Blockgelände.
Als sich der Himmel zunehmend verdunkelte, erreichten wir die Abzweigung zum Franz-Auer-Steig. Wir nahmen die Abkürzung dankbar an und erreichten kurz nach sechs die Braunschweiger Hütte. Der Hagelschauer ließ sich noch gute zwei Stunden Zeit – die Hetzerei hätten wir uns also sparen können.

Am Sonntag lachten uns wieder Sonne und blauer Himmel entgegen, doch die Aussicht auf ein kühles Kneippbecken im Pitztal war verlockender als die Gipfel rund um die Hütte.

 

Roland Schulz, Juni 2025